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Gedanken zur Tageslosung am 05.06.2020

Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?
Psalm 42,4

Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.
2.Korinther 12,9

Ich lerne ein junges Mädchen kennen, welches ihr Freund zu mir in die Kirche bringt. Vor den Altarstufen bricht sie zusammen, rollt sich ein wie ein kleines Kätzchen, es gibt unendlich viele Tränen und großes Geschrei. Ich erfahre, dass sie als au pair nach Deutschland gekommen ist, inzwischen eine Ausbildung macht und sich verliebt hat, wogegen ihre ganze Familie noch in Peru ist. Und sie habe gerade einen Anruf ihrer Schwestern erhalten, dass der geliebte Vater, 55 Jahre, ohne bekannte Vorerkrankung oder Beschwerden ganz plötzlich verstorben ist. „Ich kann nur noch weinen“ , wird mir ihr Geschluchze übersetzt, und „wie kann Gott das zulassen“?
Mit ihr bin ich ganz traurig, zumal sie in dieser Zeit nicht einmal nach Hause reisen und den Vater begraben darf. Ihre Geschichte hat mich sofort an den heutigen Psalmvers 42,2, die Losung, erinnert.
Auch hier fühlt der Beter sich völlig von Gott verlassen und er klagt ihn an. Aber er fühlt sich auch von Menschen verlassen, und das ist im Falle des jungen Mädchens aus der Gemeinde nicht so. Liebevoll wird sie umsorgt, man lässt sie nicht allein mit ihrem Schmerz.
Der Psalm 42 endet mit dem Vers 12b: „Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist“. Darauf vertraue ich.
Die Hoffnung, dass Gott auch in ganz dunklen Stunden und Momenten der größten Schwachheit da ist, gibt uns auch Paulus mit dem Lehrtext aus dem 2. Korintherbrief weiter. Er hat – völlig außer sich- Gott um Hilfe angefleht und seine Stimme / eine innere Kraft gespürt: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“
Dem jungen Mädchen habe ich einen Engel aus Weichholz in die Hände gelegt und ihr gewünscht, dass sie sich in ihrer Trauer von Gott getragen und sich von Engeln und Menschen begleitet fühlen und wissen darf.

Mit guten Gedanken an alle traurigen und schwachen, zweifelnden und sehnsüchtig hoffenden Menschen,
Ihre / Eure Pfarrerin Andrea Stangenberg-Wingerning