„Arche Königsforst“ – ein erfolgreiches Wohnprojekt in einem ganz normalen Haus

Die Arche ist ein Haus, das 1996 auf Initiative von Pfarrer Hans-Theodor Goebel und einiger Gemeindemitglieder von der Gemeinde gekauft und als Projekt für Wohnungslose errichtet wurde. Es befindet sich an der Eiler Str. 52 und ist ein ganz normales zweistöckiges Wohnhaus. Es gibt auch kein Schild, das darauf hinweisen würde. Denn es ist Absicht, den Menschen ein normalisiertes Wohnen zu ermöglichen, das sich möglichst wenig abhebt von dem der übrigen Menschen, also auch von der Nachbarschaft nicht.

Durch viel Information wurde das Projekt damals auch der Nachbarschaft vertraut gemacht und es wurden auf diese Weise Ängste genommen. Die ein oder anderen Nachbarn denken sogar auch an uns, wenn mal Möbel oder andere Dinge zu vergeben sind. In dem Haus wohnen zwei Wohngemeinschaften. In der oberen Etage drei Frauen, in der unteren Etage drei Männer, die sich jeweils Küche und Bad miteinander teilen, aber ansonsten ihr eigenes abschließbares Zimmer haben. Das ist wichtig als Rückzugsraum und zum Schutz der Privatsphäre.

Die Bewohner sind alle in Maßnahmen des sogenannten betreuten Wohnens. Das bedeutet, dass sie als Obdachlose in der Regel nicht unmittelbar von der Straße auf uns zukommen, sondern dass Sie bereits zumindest einen Kontakt zum „Diakonischen Werk Köln und Region“ haben, das sie begleitet. Vorher waren sie oft in Frauenhäusern oder Männerheimen. In unserem Haus werden sie fachlich, das heißt sozialarbeiterisch von Mitarbeitern des diakonischen Werkes in Zusammenarbeit mit uns als Gemeinde begleitet. Von unserer Seite sind es Ehrenamtliche und der Pfarrer, die den Menschen in unterschiedlichen Situationen zur Seite stehen. Das können ganz, ganz unterschiedliche Dinge sein vom praktischen Organisieren von Bettwäsche bis hin zum vertraulichen (seelsorgerlichen) Gespräch bei einer Tasse Kaffee oder bei Begleitungen zu einem Friedhof oder in seltenen Fällen auch bei Behördengängen oder Klinikeinweisungen. Das Alter der Menschen, wie auch ihre persönliche Situation ist sehr unterschiedlich. Es sind Menschen von 20 bis 64 Jahren. Sie sind meist ohne Arbeit, jedenfalls zu Beginn der Maßnahme. Sie haben oft Suchtprobleme unterschiedlicher Art – nicht nur Alkohol- oder andere Drogen, sondern auch sogenannte Verhaltenssüchte wie Spielsucht, Kaufsucht etc. Süchte oder andere Hintergründe bringen es auch mit sich, dass sie oft hoch verschuldet sind, was ihnen jeden Lebensmut nimmt. Besonders ausgeprägt sind auch psychische Erkrankungen. Depressionen, aber auch alle anderen Erscheinungsformen können dabei begegnen wie Wahnvorstellungen, Suizidalität und vieles mehr, auch sogenannte Selbstverstümmelungen – besonders bei Frauen verbreitet. Sie schneiden sich im wahrsten Sinne des Wortes ins eigene Fleisch – eine gegen sich selbst gerichtete Aggression.

Die Hilfsmaßnahme dauert im Höchstfall normalerweise drei Jahre. Sie soll Hänge­matte und Sprungbrett zugleich sein. Hängematte, um zur Ruhe zu finden, weil endlich ein Dach über dem Kopf ist – Sprungbrett, um an dem ein oder anderen Problempunkt anzusetzen und endlich einen Schritt weiter zu kommen zu einem normalisierten Wohnen und Leben. Immer wieder gibt es Rückfälle und Rückschläge, aber wir haben auch viele Erfolge. Eine ehemalige Bewohnerin z. B. arbeitet heute als Küsterin in einer katholischen Kirchengemeinde, eine andere hat in Wuppertal Evangelische Theologie für Lehramt studiert. Man könnte unendlich viel erzählen von diesen Menschen, die wir nur ausschnitthaft begleiten. Wir heilen sie nicht, aber wir tragen bei vielen wesentlich zu ihrer Heilung bei. Und selbst wenn nur ein einziges Menschenleben gerettet wurde, hat sich das ganze Projekt der Arche über die vielen Jahre schon gelohnt.

Jeder kann das Projekt ehrenamtlich oder finanziell gerne unterstützen – Kontakt über Pfarrer Dr. Wenzel: Telefon  0221 / 86 11 35.