Versöhnungskirche in Köln-Rath-Heumar, eingeweiht Januar 1960 (Foto copyright: Michael Durwen)

Die Entstehungsgeschichte der Versöhnungskirche – Aufbruch unter schweren Bedingungen

Ganz anders sind sie damals an die Sache herangegangen, als wir das heute tun würden. Diesen Eindruck gewinnt man unter anderem, wenn man die Bauakten und Protokolle des Presby­teriums liest, die die Entstehungsgeschichte der Versöh­nungs­kirche vor mehr als fünfzig Jahren widerspiegeln. Die dama­lige Gemeinde Köln-Kalk und die dann später aus ihr hervorgegan­gene Gemeinde Köln-Rath-Ostheim hatte offenbar ein stark durch das Luthertum geprägtes Verständnis vom Amt des Pfarrers und von der Rolle des Presbyteriums. Jedenfalls scheint es, dass damals Pfarrer Noelle recht stark die Richtung vorgab, in der die Dinge laufen sollten und in manchen Fragen auch recht eigenmächtig agierte oder von der ihm erteilten Handlungs­vollmacht der Gemeindeältesten auch tatsächlich Ge­brauch machte.

So wird es zumindest aus den Zeugnissen der Entstehungs­ge­schichte der Versöhnungskirche hier und da deutlich. Luthe­risch war die Gemeinde damals also nicht nur dem äuße­ren Be­kenntnis nach, sondern offensichtlich auch im Innern, was das Selbstverständnis von Presbyterium und Pfarrer im Verhältnis zueinander betrifft. Der Pfarrer hatte das Presbyterium geleitet, nicht das Presbyterium den Pfarrer, wie das eher in der reformier­ten Tradition der Fall ist, wo das Presbyterium die größere Souveränität und die damit verbundene Kontrolle hat. Offenbar hat sich unsere Gemeinde bzw. Gemeindeleitung hier in den letzten 50 Jahren zunehmend in die reformierte Rich­tung entwickelt, obwohl sie äußerlich nach wie vor das lutheri­sche Bekenntnis hat. Das hängt natürlich an veränderten Rahmen­bedingungen und auch an Personen, insbesondere an Pfarrerpersönlichkeiten, die in späteren Jahren mit ihrer eige­nen Zugehörigkeit zum Reformierten Bekenntnis die Gemeinde vielleicht mehr geprägt haben als umgekehrt.

Die Kirchenordnung gibt zwar vor, dass das Bekenntnis der Ge­meinde zu wahren ist. Aber in oft etwas anders aus. Aber zurück zu der Gestaltung der Versöhnungskirche. Lange vor ihrem Entstehen und der Planung ihrer architektonischen Gestalt gab es bereits Versuche, ein entsprechendes Grundstück für den Bau zu erwerben.

Das Vorhaben, eine Kirche in Rath-Heumar errichten zu wollen, begegnet das erste mal in den Protokollbüchern des Presbyteri­ums, als unsere Gemeinde noch zur Kirchengemeinde Kalk ge­hörte. Am 2. Februar 1953, also ganze sechs Jahre vor tatsächli­chem Baubeginn, heißt es da unter Punkt 3 „Grundstück Kirche Königsforst“: „Pfr. Noelle gibt einen eingehenden Bericht über die Notwendigkeit und Dringlichkeit des Grundstückkaufes im Königsforst für einen Kirchbau nebst Gemeindehaus. Es han­delt sich um ein Gelände zwischen Rösratherstr., Mauspfad, Stachelsweg u. Gröppersgasse. Die Stadt Köln bietet das Ge­lände zum Preise von 2,50 DM pro qm an. Der Kirchenkreis Köln ist bereit, die Mittel für den Erwerb von ca. 4000 qm Bau­land zur Verfügung zu stellen. [Das]Presbyterium beschließt einstimmig, Pfr. Noelle mit den Kaufverhandlungen bei der Stadt Köln zu beauftragen.“[1]

Grundstück vor dme Bau der Versöhnungskirche, copyright www.bilderbuch-koeln.de

Hier wird die führende, vorantreibende Rolle von Pfarrer Noelle deutlich, der längst überall Erkundigungen und „Zusa­gen“ eingeholt hatte, bevor er das Presbyterium mit diesem Anlie­gen konfrontierte. Die Situation, die hier im Hintergrund steht und sich mit den Stichworten „Notwendigkeit und Dringlich­keit“ verbindet, ist klar: In der Nachkriegszeit haben sich auch in Rath-Heumar viele Arbeitssuchende wie vor allem auch Flüchtlinge aus den Ostgebieten (Schlesien, Pommern, Ostpreußen, Westpreußen) angesiedelt, um ihre Existenzen aufzubauen. Damit nahm der evangelische Bevölkerungsanteil erheblich zu. Das steigerte sich innerhalb der 50iger Jahre. Das kleine Gemeindehaus (auch „Betsaal“ genannt) in der Wodan­straße 47, in dem zugleich der Pfarrer seinen Wohnsitz hatte, konnte nicht mehr den vielen Anforderungen der Gemeindear­beit gerecht werden und gerade

[1] Protokollbucheintragungen des Presbyteriums der Ev. Kgm. Kalk: „Verhandlungsniederschriften der Sitzungen vom 6. Oktober 1952 bis 12. September 1957“ unter dem angegeben Datum.