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Die Auferstehungskirche in Ostheim

Die Auferstehungskirche in Ostheim – erste erbaute Kirche unserer Gemeinde nach dem Krieg

 

Während der Kampfhandlungen im Frühjahr 1945 im rechtrheinischen Köln mussten die Gottesdienste natürlich ausfallen. Aber bereits auf der zweiten Presbytersitzung nach dem Kriege, am 30.07.1945, heißt es: „Auch Ostheim wird wieder bedient.“ Ab August 1945 fanden in Ostheim und Königsforst an jedem Sonntag Gottesdienste statt.

So hätte alles gut sein können, wenn nicht schon bald beim Betsaal Ostheim Schwierigkeiten aufgetreten wären. Der Eigentümer des Hauses wollte den Raum wieder für sich haben, kündigte aber zunächst nicht, sondern schickte die Miete zurück und stellte später sogar Möbel im Betsaal unter, nachdem er die Tür aufgebrochen hatte. Die Angelegenheit ging vor Gericht und hielt sich hier fast zwei Jahre. Sie muss Aufsehen erregt haben, denn zwischendurch fragte sogar der Regierungspräsident an, ob die Sache erledigt sei. Schließlich erging im November 1947 ein Räumungsurteil gegen die Gemeinde, da der Betsaal als gewerblicher Raum nicht dem Mieterschutzgesetz unterlag. Nach 13 Jahren musste man den liebgewonnenen Gottesdienstraum verlassen und in die Ostheimer Schule ziehen. Am 1. Adventssonntag fand hier der erste Gottesdienst statt. Die engen Schulbänke waren jedoch für die Erwachsenen gänzlich ungeeignet, und eine neue Bleibe wurde immer dringlicher. Auf der Suche danach fragte Pfarrer Wilcke auch vorsichtig bei seinem katholischen Kollegen, Pfarrer Knoche (Ostheim), an, ob er nicht den kleinen Saal des katholischen Jugendheims neben der Servatiuskirche für den evangelischen Gottesdienst benutzen dürfte. Pfarrer Knoche sagte ganz spontan: „Das ist doch selbstverständlich, dass Sie hier bei mir Ihre Gottesdienste halten können!“[1] Der Kirchenvorstand von St. Servatius stimmte im Februar 1948 zu, und so hatte man für die nächsten Jahre wieder einen vernünftigen Raum in Ostheim. Die Gottesdienste begannen schon um 8.30 Uhr, im Sommer anfangs sogar um 8.15 Uhr. Ferner gab es um 9.30 Uhr Kindergottesdienst und ab dem Jahr 1950 am Donnerstag Nachmittag das Treffen der Frauenhilfe.

Inzwischen war die seit mehreren Jahren vakante erste Pfarrstelle der Gemeinde Kalk wieder besetzt worden. Im Juli 1947 hatte das Presbyterium Pfarrer Herbert Noelle aus Daaden bei Betzdorf / Sieg gewählt. Es dauerte jedoch noch fast ein Jahr, bis Pfarrer Noelle am 06.06.1948 im Gustav-Adolf-Haus in sein Amt eingeführt werden konnte, da die vorgesehene Dienstwohnung in der Wodanstraße 47 über dem Betsaal nicht eher freigeworden war.

Schon kurz nach der Wahl von Pfarrer Noelle hatte man die drei Bezirke der Kalker Kirchengemeinde neu eingeteilt. Der dritte Pfarrbezirk verlor die Humboldtkolonie und bestand jetzt nur noch aus Merheim westlich der Autobahn (bis 1954), Ostheim und Rath. Herbert Noelle wurde Pfarrer dieses dritten Bezirks.

Seit dem 01.12.1947 hatte der neugebildete Bezirk auch eine eigene Gemeindeschwester, die Diakonisse Hanni Hiltner vom Bergischen Mutterhaus Aprath bei Wuppertal. Sie wohnte im Haus Wodanstraße 5; sammelte schon bald einen Mädchenkreis um sich, mit dem sie Lieder einstudierte, und spielte in den Gottesdiensten auf dem Harmonium.

Am 01.10.1950 kam der Ortsteil Heumar durch Umgemeindung wieder an die Gemeinde Kalk zurück. 41 Jahre lang hatte er sich die Geschicke der Kirchengemeinde Porz geteilt, wo schon 1883 die Lutherkapelle und 1916 (1922) die Lukaskirche errichtet worden waren. Aber durch die große Nähe zu Rath-Königsforst war eine Zugehörigkeit zum dritten Pfarrbezirk natürlich praktischer. Schon seit 1948 wurden die Heumarer Jugendlichen wieder in der Gemeinde Kalk konfirmiert.

Bei der Volkszählung 1950 hatte Ostheim 4170 Einwohner, darunter 867 evangelische (20,8 %).

So begann man, sich Gedanken über den Erwerb eines Grundstücks für einen Kirchenbau zu machen. Ein Makler bot aus dem Eigentum der Erben Kader ein Gelände von 2000 qm an der Bensheimer Straße zum Preise von 3 Mark pro Quadratmeter an. Im Frühjahr 1951 wurde der Kaufvertrag abgeschlossen. Bis zum Baubeginn überließ man der Witwe Meier, Pächterin des Hofes Zehnthofstraße 61, das Grundstück ohne Zahlung von Pachtzins zur Nutznießung. Für den Bau des Gotteshauses konnte Pfarrer Noelle den Hamburger Architekten Gerhard Langmaack, wie er selbst Michaelsbruder, gewinnen[2]. Langmaack hatte nach dem Krieg die fast vollständig zerstörten Hamburger Hauptkirchen St. Michaelis und St. Nikolai wieder aufgebaut, aber auch neue Kirchen in Lübeck und Wolfsburg errichtet.

Im Februar 1953 zeigte der Architekt seine Baupläne zum ersten Mal im Pfarrhaus Wodanstraße vor einem kleinen Kreis, am 15. April gab er in Kalk dem Presbyterium einen eingehenden Bericht. Es entstand auch ein nicht ganz billiges Modell der neuen Kirche, das die Gemeinde nach dem Pfingstgottesdienst besichtigen konnte.

Die örtliche Bauleitung übernahm der Ostheimer Architekt Dipl. Ing. Alfred Höffgen. Als Namen für die neue Kirche schlug Pfarrer Noelle „Auferstehungskirche“ vor, dem einmütig zugestimmt wurde.

Am 25. Juli 1953 erfolgte die Grundsteinlegung. An der Stirnseite der über drei Meter tiefen rechteckigen Baugrube standen ein großen Holzkreuz und zwei Masten mit Kirchenfahnen, die im Winde flatterten. Der glatte helle Grundstein trug die Jahreszahl 1953 und die Buchstaben XP (= griechische Kurzform für ΧΡΙΣΤΟΣ = Christus). Eine Metallkapsel mit einer Urkunde wurde vermauert. Superintendent Encke hielt eine Ansprache und tat die üblichen drei Hammerschläge.

Nun wuchsen in wenigen Wochen die Mauern, und bereits am 22. September konnte Richtfest gefeiert werden. Das Frühjahr 1954 brachte die Vollendung der Kirche. Entstanden war ein dem evangelischen Geist entsprechendes schlichtes Gebäude, aus Ytong-Steinen errichtet, mit Ziegelsteinen gekälkt. Das Kirchenschiff endete in einem trapezförmigen Altarraum und hob den Altar dadurch hervor. Es bot Sitzplätze für rund 300 Personen. Ringsum lief ein hochangesetztes Fensterband, an der Ostseite befand sich ein kreisrundes Fenster von drei Meter Durchmesser. Der Altarraum war durch eine sechsgliedrige Schiebetür abzuteilen, so dass man das Hauptschiff als Gemeindesaal nutzen konnte. Souterrainräume hatte man für Konfirmandenunterricht u.ä. vorgesehen.

Besonders hübsch war der Turm mit seiner auf kleine Säulen gesetzten Kupferhaube. Er stand an der Längsseite der Kirche, aber nicht mehr, wie vorgesehen, etwa in der Mitte (siehe Modellfoto), sondern er war auf Verlangen des Planungsamtes der Stadt Köln nach Westen verschoben worden. Der einstimmige Protest des Presbyteriums dagegen hatte keinen Erfolg gehabt.

v.l.: Gerhard Langmaack, Oberkirchenrat Bouè, Pfarrer Herbert Noelle

Der große Tag der Einweihung der Auferstehungskirche war der 21. März 1954, der Sonntag Oculi. Vor dem noch verschlossenen Gotteshaus hatten sich schon sehr früh die Menschen in dichten Scharen versammelt, ein Posaunenquartett spielte. Dann überreichte Architekt Langmaack, der als Angehöriger der Michaelsbruderschaft zur Feier des Tages einen schwarzen Umhang trug, den Schlüssel an den Oberkirchenrat Boué von der Kirchenleitung, dieser gab ihn weiter an Pfarrer Wilcke als den seinerzeitigen Vorsitzenden des Presbyteriums und dieser schließlich an Pfarrer Noelle, den Hausherrn. Der öffnete die Tür, und dann zogen erst die Presbyter mit den Kirchengeräten, danach in würdiger Stille die ganze Gemeinde in die Kirche ein. Die Festansprache hielt OKR Boué, der unter anderem erklärte, dass heutige Kirchen nicht mehr in mystischem Dunkel erbaut würden. „Wie das Wort Gottes alles hell und licht macht, so erstrahlt auch dieses Gotteshaus in hellem Licht.“

Am Nachmittag fand sich die ganze Gemeinde zu einer Gemeindefeier ein, auf der unter anderem die Chöre aller drei Pfarrbezirke sangen.

Nur 14 Tage später, am 04.04.1954, fand die erste Konfirmationsfeier in der neuen eigenen Kirche statt. 1949 und 1950 hatten sie im Betsaal Wodanstraße, 1951 aus Platzgründen im Gustav-Adolf-Haus, 1952 in der Jesus-Christus-Kirche in Kalk stattgefunden.

Noch im gleichen Jahr 1954 wurde der Kauf eines Anschlussgrundstückes von 1800 qm Größe, ebenfalls von den Erben Kader, für 4 Mark pro Quadratmeter beschlossen, auf dem in den 60er Jahren Pfarrhaus, Jugendheim und Küsterhaus emporwuchsen.

Ebenfalls beschloss das Presbyterium den Kauf von zwei Grundstücken in Rath an der Erlöserstraße:

  1. 4400 qm von der Stadt Köln für 2 Mark pro qm
  2. 689 qm von einer Privatperson für 3 Mark pro qm

Hier entstanden Jahre später Pfarrhaus (1957), Versöhnungskirche (1960) und Gemeindezentrum (1980).

Die Auferstehungskirche wurde in der folgenden Zeit vervollständigt: Zu Ostern 1955 begleitete erstmals eine Orgel den Gemeindegesang (vorher ein Harmonium), 1956 kam die erste von drei geplanten Glocken in den Turm.

Bis zur Montage eines elektrischen Läutewerks haben Männer des Ostheimer Männerkreises jahrelang nach einem Läuteplan die Sonn- und Festtage eingeläutet. Durch das Weiterreichen des Läuteplans von Hand zu Hand wurde zusätzlich die Gemeinschaft und Verbundenheit gefestigt.

 

[1] So mündlich von Alt-Presbyter Karl Schneider überliefert (* 20.11.1902, … 09.03.2000)

[2] Gerhard Langmaack wurde am 19.02.1898 geboren und verstarb 26.05.1986 im Alter von 88 Jahren.