Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des HERRN nicht wissen.
Jeremia 8,7
Jesus Christus hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken.
Titus 2,14
Vielleicht geht es Euch auch so, dass Ihr in den zurückliegenden Tagen das Vogelgezwitscher viel deutlicher gehört habt als sonst. Das mag an den unverhältnismäßig warmen Frühlingstemperaturen liegen, aber sicher auch daran, dass viele Zugvögel zurückkehren und ebenso daran, dass wir uns momentan mehr auf die Geräusche rund ums Haus besinnen und schließlich auch sicher daran, dass wir gerade verhältnismäßig wenig Flugzeuge hören, die ja mit ihrem Lärm alles übertönen.
Die verordnete Zwangsruhe hat auch den Lärm verringert. Das hat sein Gutes. Wir nehmen diese anderen Dinge deutlicher wahr – Gottes Schöpfung und damit auch Gottes Gegenwart in seiner Schöpfung. Der Vers aus dem Buch Jeremia bezieht sich auf die wiederkehrenden Vögel. Es will an dem Bild deutlich machen, dass das Volk Israel im Gegensatz zu den Vögeln, die wiederkehren, nicht umkehrt und sich auf die Rechtssatzungen und Gebote Gottes besinnt, von denen her es eigentlich immer gelebt lebt. Ich habe den Eindruck, dass auch wir heute in so einer Zeit leben, wo sowohl vor Corona als auch in der Corona-Zeit kaum einen interessiert, was die Gebote Gottes gebieten. da ist wichtig, ob der oder der Laden sein Geschäft machen kann und ob man wieder Bundesligaspiele sehen kann, aber nicht, ob die Häuser Gottes geöffnet werden, wo man Trost, Orientierung und Hilfe zum Leben empfängt. So und nicht anders haben sich die Rechtsatzungen und Gebote im alten Israel verstanden. Es ist ein Armutszeugnis für die Gesellschaft und auch die Evangelische Kirche selbst, dass es bisher keinen deutlichen Protest gegeben hat gegen die fortdauernde staatliche beschlossene Pauschal-Schließung der Kirchen, ohne nach differenzierten Lösungen zu suchen. Das ist nicht nur ein erheblicher Eingriff in die Religions- und Kultusfreiheit, sondern auch in die Belange Gottes selbst. Der lässt sich freilich nicht aufhalten, sondern wird sich seine Wege suchen, wie die Welt zu seinem Recht kommt bzw. sein Recht in die Welt. Im Titusbrief ist uns zugesagt, dass das Volk Israel und auch wir in Jesus Christus jemanden haben, der uns auch unabhängig von der Öffnung oder Schließung von Kirchentüren, orientieren und stärken kann. Der Geist Christi wird auch dafür sorgen, dass wir uns als Gemeinschaft wiederfinden – ein Recht, das uns zur Zeit genommen ist. (Pfarrer Dr. Gerhard Wenzel)