Der HERR spricht: Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst.
Psalm 32,8
Versteht, was der Wille des Herrn ist.
Epheser 5,17
Liebe Mitchristen,
wenn ein Vater oder eine Mutter dem Kind sagt: Du musst eine Sache so und so machen (genauso wie ich das tun würde oder getan habe), dann kennen wir zu 90% die zu erwartende Reaktion: Abwehr, und der große Wunsch des Kindes, eine Aufgabe selber zu erledigen und den eigenen Weg zu gehen.
Aus dieser Erfahrung heraus kann ich die Reaktion vieler skeptischer Christen oder Agnostiker verstehen, die mit einem – wie auch immer – göttlich begleiteten oder vorgegebenen Weg für einen Menschen wenig anfangen können.
„Du musst deinen eigenen Weg gehen“, sagen wir heute gerne. „Jetzt geht es hinaus ins Leben, in die Freiheit, mach deinen Weg…..“ wünschen wir in diesen Tagen all jenen jungen Menschen, die ihre Abschlussprüfungen / ihr Abitur geschafft haben.
Manchmal macht das aber genau den jungen Leuten Angst – bestehende Strukturen zerfallen, Freundschaften driften auseinander, berufliche Ziele sind noch nicht klar und es fehlen Ziele, Ideale und auch Träume.
In der Bibel passiert es oft in Träumen, dass sich Gott Menschen offenbart und ihnen den nächsten guten und richtigen Schritt im Leben eingibt.
Nach dem Erwachen ist es dann manchmal nur eine vage Erinnerung daran, dass es Gott war, der einem für´s Leben weitergeholfen hat.
In Psalm 32, dem zweiten sog. „Bußpsalm“ Davids, hat der Psalmbeter ein untrügliches Gespür dafür, dass ohne Gott im Leben nichts geht. Und dass vor Gott weglaufen und eigene, falsche und böse Wege gehen, von Gott auch nicht unbemerkt bleibt. Bereuen und verzeihen, sich immer wieder an Gott wenden und darauf hoffen, dass Gott der eigene Lebensweg wichtig ist, ist für diesen Psalmbeter die Lösung. Gerade dass es in Gott eine Instanz gibt, die immer wieder auf den geraden Weg zurückführt, und am Ende alles gut werden wird, ermöglicht eben auch die Bitte um Vergebung von Schuld, und eben den nächsten Schritt wieder ins Leben zurück.
Mit dem Wandeln auf den „richtigen“ Wegen beschäftigt sich auch der Epheserbrief. „Wandelt als Kinder des Lichts“ heißt es wenige Verse vor unserem heutigen Lehrtext. Und da wird auch recht deutlich benannt, was Wege der Finsternis sind: Unzucht, Habsucht, loses Reden, ungezügeltes Verhalten jeder Art. Darum rät der Psalmbeter: „So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise“ (V. 15). Und zur Weisheit gehört in diesem Falle, das Vertrauen auf Gottes Führung auf dem Lebensweg nicht ad acta zu legen, sondern immer wieder groß und stark werden zu lassen. Gott ist eben nicht egal, welche Wege wir gehen. Und um seine Wegweisungen zu erspüren, da braucht es dieses Grundvertrauen, dass er da ist, genauso wie die Grunddankbarkeit, dass in Christus auch schon alle unsere krummen Wege und Fehler verziehen sind. Dann werden wir immer mal wieder im Leben verstehen, „..was der Wille des HERRN ist“. Möge er sich Ihnen und v.a. Euch jungen Leuten offenbaren, und für Euren Lebensweg Mut und Freude schenken.
In diesem Sinne: Geht Euren Weg!
Ihre/Eure Pfarrerin Andrea Stangenberg-Wingerning