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Gedanken zum Monatsspruch August 2022

„Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem HERRN, denn er kommt, um die Erde zu richten“, (1. Chr. 16,33)

(Wen) Im ersten Buch der Chronik, Kap. 16, Vers 33 begegnet uns als Spruch für den Monat August ein Bibelwort, das im ersten Moment unverständlich und wie aus einer fernen Welt klingt. Es lautet: „Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem HERRN, denn er kommt, um die Erde zu richten.“ Jubelnde Bäume? Die Vision eines Weltgerichtes Gottes wird in der Bibel sonst eher mit Schreckensbildern beschrieben, wie wir sie gerade in zurückliegender Zeit erlebt haben, wo eine Katastrophe der anderen folgte: Erst Corona, dann die Überschwemmungskatastrophe, dann der Krieg in der Ukraine und propagierte oder tatsächlich vorhandene Versorgungsnöte. Und das sind in unserem Bewusstsein wahrlich keine Anlässe zur Freude.

Aber vielleicht ist die Frage, was man vom Gericht Gottes hält und wie das aussehen könnte, tatsächlich eine Frage der Perspektive, insbesondere der Glaubensperspektive. Die Zeilen im Buch der Chronik sind damals am Ende des 4. Jh.s im Übergang von der persischen zur hellenistischen Zeit entstanden, nach der Rückkehr der Exilierten nach Israel und dem Wiederaufbau des Tempels. Sie sind Teil einer rückblickenden Geschichtsdeutung vor dem Hintergrund von Verschleppung und erlebter Fremdherrschaft der Babylonier und Assyrer. Zugleich sind die Bücher der Chronik als Darstellung der Geschichte von Anbeginn aller Zeiten bis zur Rückkehr und dem Neubau des Tempels auch eine selbstkritische Auseinandersetzung mit den eigenen Königsgestalten und Entscheidungsgewalten. Die Autoren versuchen Gott in der Geschichte zu verstehen. Wie konnte es zu Untergang und Neuanfang kommen? Die Antwort war: indem Gott die Menschen in der Geschichte für ihre guten und schlechten Taten zur Rechenschaft zieht.
Das gibt uns einen Zugang zum Verstehen dieses Verses. Da die Menschen gegen die Gebote Gottes immer wieder verstoßen haben und Gott in der Sicht der Verfasser der (einzige) Garant dafür ist, dass den Entrechteten irgendwann Gerechtigkeit widerfährt und für die Notleidenden und Benachteiligten Abhilfe und Schutz herbeigeführt und den von Tod Bedrohten Bewahrung ihres Lebens gewährt wird, ist das Gericht Gottes genau das, worauf sie all ihre Hoffnung gesetzt haben und weiter setzen. Und deshalb wird das mit dem Bild der „jubelnden Bäume“ beschrieben, auch wenn der Weg dort hin über und durch Katastrophen hindurch gehen mag. Die üblichen Wehen der Endzeit – Seuchen, Kriege, Hungersnot etc. – sind teils bei uns bereits eingetreten, teils stehen sie vielleicht noch aus. Das mag zwar nicht das Ende der Welt bedeuten, aber wohl, dass die Folgen ihres Tuns die Verantwortlichen einholen. Und das ist aus der Sicht eines gläubigen Menschen, der versucht, ein rechtschaffenes Leben zu führen, während hingegen Andere so leben und sich Menschen und den übrigen Geschöpfen gegenüber so verhalten, als bräuchten sie keinen Gott zu fürchten, letzten Endes nur gerecht.

Solch Geschichtsverständnis, solch Vorstellung vom in der Geschichte (indirekt) agierenden Gott, mag von denen belächelt und zynisch kommentiert werden, die ohnehin nur an der Fortsetzung ihrer Macht interessiert sind. Aber die Wirklichkeit der letzten Jahre zeigt, wie realistisch die Einsicht ist, dass das Tun der Menschen Folgen hat und er sich verantworten muss. Und wenn der Mensch so hemmungslos weitermacht wie bisher und die Macht der Mächtigen nicht gebrochen wird, wird es bald auch keinen Baum mehr geben, der jubeln könnte. Gerade der von Menschen herbeigeführte Klimawandel führt uns diesen Zusammenhang deutlich vor Augen. Darum ist der Bibelvers hochaktuell. Und darum ist es gut, wenn sich etwas ändert und Gott Gericht hält und Menschen umkehren von ihren schlechten Wegen, damit die Bäume tatsächlich jubeln können und der Mensch sich freuen und lachen kann.