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Gedanken zur Tageslosung, Dienstag 14.04.2020

Meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil tritt hervor, und meine Arme werden die Völker richten.
Jesaja 5

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
1.Petrus 1,31,5

Die beiden Bibelverse, die uns den heutigen Tag begleiten sollen, sind recht unterschiedlich. Sie benennen zwar beide eine hoffnungsvolle Botschaft. Aber bezieht sich der erste Vers auf ein ganzes Kollektiv, in diesem Fall also das Volk Israel und die Völkerwelt, so bezieht sich der zweite Vers eher auf den Einzelnen. Der Prophet hatte eine neue Zukunft angesagt, damals, als das Volk Israel schließlich vor der Heimkehr stand, nachdem es lange im Exil lebend dort unterdrückt worden war. In unseren Zeiten, wo sich Corona wie ein großer Schatten über viele Länder der Erde und auch Deutschland gelegt hat, wünscht man sich auch solche eine frohe Botschaft. Gerne erheben sich da falsche Propheten und reden den  Leuten nach dem Mund. “Ja, der lock down wird bald ein Ende haben” und “wir müssen zur Normalität zurückkehren” usw. usw. Sie wetteifern in der Interpretation von Corona-Statistiken und vieles mehr. Hauptsache, alles läuft wieder genauso wie zuvor. Aber wäre es wirklich so erstrebenswert, wenn tatsächlich alles genauso liefe wie bisher? Im Prophetenbuch Jesaja wurde die neue Zeit als eine wirklich veränderte Zukunft beschrieben – eine, wo Ungerechtigkeit und Ausbeutung nicht mehr sein wird und eine, wo Gottes Recht gelten soll. Auf uns bezogen frage ich mich da, ohne dass ich Corona als Gottes Strafe verstehen würde: Können wir überhaupt erwarten, dass wir eine Zukunft haben werden, wo Gottes Recht auf unserem Planeten mit Füßen getreten wird, wie bisher? Wo Ungerechtigkeit, Ausbeutung und das Recht des Stärkeren munter und gedankenlos bis hin zu den üblichen Flüchtlingsbewegungen weiter regieren? Unser Wohlstand verdankt sich zu einem guten Prozentteil der Ausbeutung von Ressourcen und Ländern der sogenannten Dritten Welt, wo jedes Jahr auf’s Neue Epidemien und Hungernöte ausbrechen, ohne dass das hier im Westen für einen Aufschrei sorgt und schon mal gar nicht zu einem Akt der Solidarität oder Entschuldung führt. Gewiß, in diesen Ländern liegt Vieles im Argen und nicht nur vom Westen gemacht. Da gibt es Stammesfehden , Bürgerkriege, Diktaturen usw., die die Menschen dort zu verantworten haben. Dennoch tragen wir wesentlich zu diesen Konflikten bei, nicht zuletzt durch Waffenlieferungen und militärische Eingriffe. Zukunft? Ja, wir wollen sie alle. Aber offensichtlich zu unterschiedlichem Preis. Und aus der Sicht Benachteiligter und Notleidender sieht Zukunft, die den Namen verdient, anders aus als wie für die Übrigen. Und da kommen wir schließlich bei der Botschaft des Verses aus dem Petrusbrief an. Da bedeutet die Auferstehung Christi (also Ostern) auch die Wiedergeburt meiner Person – ein persönlicher Neuanfang, eine Veränderung in mir. Denkt einfach an den Moment, als Ihr heute Morgen unter der Dusche standet – wir sagen dann gerne. “Ich fühle mich wie neugeboren.” Es ist ein Reinigungsprozess und die Lebenskräfte sind wieder da. Ich verändert und wach in den Tag hinein. Und genauso ist es mit der Neugeburt in unserm Innern. Wir gehen verändert in die Welt hinein und das kann die Welt verändern. Die Veränderungen in der großen weiten Welt fangen an mit den Veränderungen bei uns selbst. Viel Spaß beim nächsten Duschen! (Pfarrer Dr. Gerhard Wenzel)