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Gedanken zur Tageslosung, Samstag 11. April 2020

Ach, HERR, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch um deines Namens willen!
Jeremia 14,7

Christus hat unsre Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.
1.Petrus 2,24

Von Sünde will heute niemand mehr was hören. Zu sehr ist dieses Wort über Gebühr strapaziert und missbraucht worden , um Menschen klein zu halten oder aber sexuelle Enthaltsamkeit zu verordnen. Und manchmal ist der Begriff auch bagatellisiert worden, wo Menschen z. B. sagen: “Ach, ich habe heute wieder gesündigt” und damit nur ausdrücken wollen, dass sie ein Stück Kuchen zu viel gegessen haben und dieser verlockenden Versuchung erlegen waren. Das hat freilich alles nichts damit zu tun, wie in der Bibel selbst Sünde verstanden wird, nämlich als ein Getrenntsein (-Wollen) von Gott und als Verfehlung segensreichen Verhaltens im Blick auf die Mitmenschen, auf gut deutsch Respektlosigkeit gegenüber Gott und den Menschen – sich über Gott zu stellen und bewusst gegen seinen Willen zu verstoßen, welcher ist, das Leben der Menschen zu achten und sich so zu verhalten, dass es keinen Schaden nimmt. Das und nichts Anderes ist Sünde. Die Bibel redet nicht von der Sünde, um uns dabei zu behaften und dabei zu verharren, sondern mit dem Ziel von Erlösung, Befreiung und Neuorientierung. All das finden wir in diesen beiden Versen wieder. Im Vers des Jeremiabuches drückt sich aus, dass man Sünde nicht einfach wegschieben kann. Sie steht im Raum und klagt uns an. Und wo wir das nicht sehen und wahrnehmen wollen, da gibt es auch keine Versöhnung  und keinen Neuanfang. Menschen müssen ermutigt werden, Fehler einzugestehen, insbesondere das, was wir Sünde nennen. Sonst werden wir das Belastende nicht los und es gibt auch keine Zukunft. Die Sünde holt uns nur umso schneller wieder ein. Wer den Holocaust leugnet, darf sich nicht wundern, dass ihm nicht verziehen wird, und Unfrieden und Ungerechtigkeit sich in der Welt fortsetzen. Wer aber im Bewusstsein und unter Offenlegung der Sünde auf die Vergebung der Menschen und die Gnade Gottes hofft, der ist zurecht guter Hoffnung. In der Tat wäre der Kreuzestod Christi völlig sinnlos, wenn wir darin nicht erkennen würden, wie sehr wir der Gnade, der Erlösung und der Neuorientierung bedürfen. Wir müssen erschrecken, erschüttert werden oder jedenfalls auf das Kreuz wie in einen Spiegel schauen, damit Zukunft und ein Leben in Frieden und Gerechtigkeit gelingen können. Am Kreuz hört alle Selbstgerechtigkeit auf und es beginnt die Aussicht auf Gerechtigkeit. (Pfarrer Dr. Gerhard Wenzel)