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Gedanken zur Tageslosung, Samstag 16. Mai 2020

Der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich.
Jesaja 51,6

Jesus spricht: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.
Lukas 21,33

Damals, als die Menschen im Alten Israel und auch zu Jesu Zeiten viel Unheil über sich hereinbrechen sahen, waren dies Trostworte – Gottes Heil und Jesu Worte bleiben bestehen. Wie kann das trösten? Und kann es auch heute in Zeiten von Corona trösten, wo Menschen, ausgelöst durch die Pandemie wie Fliegen dahin sterben? Provozierend könnte man ja durchaus fragen: wen interessiert das Heil Gottes und wen interessieren die Worte Jesu, wenn die Menschen ohnehin wie Fliegen dahin sterben? Allerdings müssen viele eingestehen, dass sie diese Frage erst stellen, wo es ihnen selbst an den Kragen geht. Solang die Katastrophen in Afrika oder einem anderen Kontinent geschehen, scheint dieses Fragen nicht ganz so virulent zu sein.

Gottes Heil und Jesu Worte garantieren kein ewig andauerndes Leben. Was wollen diese Verse aber dann sagen? Und warum sind sie überliefert worden? Sie benennen zwei Dinge – einmal das Bleibende in allem Vergänglichen und dann auch eine ganz bestimmte Qualität von Leben.

Und das, was im allen Wandel und in allen Verlusterfahrungen Bestand behalten wird, ist die Zuwendung Gottes zu uns Menschen. Eine heile Welt kann er uns nicht schenken. Das Leben mit seinen geschaffenen Rahmenbedingungen und Grenzen mit Leid und Tod ist uns so gegeben worden. Aber die Zusage, dass Gottes Heilshandeln bestehen bleibt, bedeutet, dass da einer an unserer Seite für dieses Leben kämpft, um unser Wohlsein bemüht ist. Das bedeutet natürlich auch, dem Leid und dem Tod entgegen zu treten. Und das wiederum hat auch sehr mit dem Anderen zu tun: mit der Qualität des Lebens. Durch Jesu Worte, mit denen er ganz auf Gottes Wort fußt, wie es uns im Alten Testament (im ersten Teil der Bibel) schon begegnet, bekommt das Leben eine besondere, weil sinnerfüllte, Qualität. Es ist kein gedankenloses, gleichgültiges oder teilnahmsloses Dahinvegetieren oder rücksichtsloses Leben auf Kosten anderer, sondern ein bewusst gelebtes und am Miteinander ausgerichtetes Leben. Jesus hat darüber nicht nur viele Worte verloren, sondern er stand auch mit seinem ganzen Handeln und Leben dafür ein bis zur letzten Konsequenz. Tun wir das auch, die wir den Fliegentod der Menschen beklagen? Nutzen wir die Zeit und sind wir uns des Sinns unseres Daseins bewusst? Eins sagen uns die Verse: Gott nutzt seine Zeit. Er will Heil schaffen. Er hängt nicht teilnahmslos im (siebten) Himmel. Die zeitliche Begrenztheit des Lebens auf Erden wird nie aufhören, aber die Sinnlosigkeit des Lebens – die vermag aufzuhören durch seine heilenden und Heil schaffenden Kräfte und durch sein Wort, das uns aufrichtet und Hoffnung und Perspektiven schenkt. Und das brauchen wir gerade in Zeiten von Corona sehr, wie auch überhaupt eine neue Orientierung darauf bezogen, was das Leben sinnvoll macht und welche Art von Leben wir leben wollen. (Pfarrer Dr. Gerhard Wenzel)