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Gedanken zur Tageslosung, Samstag 9. Mai 2020

Der HERR, dein Gott, hat dich gesegnet in allen Werken deiner Hände.
5.Mose 2,7

Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden.
1.Korinther 4,2

Ich kann mit meinen Händen Schlimmes anrichten und Menschen Schaden zufügen und Leben zerstören oder aber Gutes tun, anderen Menschen nützlich sein und lebensförderlich wirken. Die Werke unserer Hände können tatsächlich segensreich sein, wenn wir uns unserer Verantwortung für das eigene Leben und das der Anderen bewusst sind und entsprechend handeln. Was wir von Gott mitbekommen haben, kann segensreich eingesetzt werden. Dann geht es allen Beteiligten gut.

Ganz ähnlich ist dieser Gedanke auch im Korintherbrief ausgedrückt. Hier ist ausdrücklich die Treue als “Haushalter” gefragt, also in der Tat das Bestreben vor Gott und den Menschen verantwortlich mit den anvertrauten Gütern und Mitgliedern des Haushalts umzugehen. Es geht hier ganz eindeutig auch um Berufsethik – egal, ob ich Handwerker bin oder Unternehmensvorsitzender, ich habe vor Gott und den Menschen eine Verantwortung für das mir anvertraute Gut und die mir anvertrauten Menschen. Das griechische Wort, das da im Korintherbrief bzw. im Neuen Testament für Haushalter steht, ist der “Oikonomos”, zu deutsch: der “Ökonom, der Wirtschafter”. Unsere Wirtschaft genügt dem oben genannten Anspruch heute in vieler Hinsicht nicht. In vielen Bereichen hat sie sich zerstörerisch entwickelt, den Menschen und die Verantwortung für das anvertraute Gut aus dem Blick verloren. Wirtschaftsethik sollte man zur Pflichtveranstaltung in jedem Wirtschaftsstudiengang machen, damit sich das wieder ändert. Aber soetwas muss politisch gewollt und durchgesetzt werden. Durchgesetzt werden muss die Achtung vor dem Leben. Gewinnmaximierung darf kein Selbstzweck sein oder nur Wenigen dienen. Die von Gott anvertraute Welt ist nur eine Leihgabe und kein Besitz. Der Umgang mit ihr zielt auf den Nutzen und Wohlstand aller und auf entsprechende Partizipation.

In jedem Bereich der Wirtschaft und in jedem Berufsfeld kann ich dazu beitragen, dass dieses Verständnis siegt über kurzsichtige Begehrlichkeiten und Ausbeutungsmentalitäten. Und was wir auch wieder neu lernen müssen, ist die Achtung und Wertschätzung der menschlichen Arbeitskraft, insbesondere derer, die mit den Händen arbeiten, die also ihre Werke mit den Händen tun, sei es als Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeheimen, als Handwerker oder als Fließbandarbeiter oder, oder…

Die wirkenden Hände und die Werke der Hände müssen uns etwas wert sein, weil sie zum Segen genauso (ja, manchmal sogar mehr) beitragen wie das, was andere in anderen Berufen und durch andere Art von Arbeit tun. Und diese Wertschätzung muss sich auch materiell ausdrücken. Sonst ist es keine. Das gehört auch zur Verantwortung für das anvertraute Gut und die anvertrauten Menschen. In einer Gesellschaft, die darauf achtet und das beherzigt, ist Frieden. In einer, die das nicht befolgt, wächst Unfriede. Ich bin gespannt, wie friedliebend wir alle sein werden. (Pfarrer Dr. Gerhard Wenzel)