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Kibbuz in der Negevwüste in Israel, copyright: worldpress

Predigt 16.08.2020 (Israelsonntag)

(von Pfarrer Dr. Gerhard Wenzel, gehalten in der Versöhnungskirche Köln-Rath-Heumar)

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

das Wort „Chaverim“ in dem eben gesungenen hebräischen Lied aus Israel, hat eine besondere Bedeutung. In der deutschen Variante des Liedes kommt das gar nicht vor. Chaverim bedeutet übersetzt „Genossen“. Wir sind also als Genossen angesprochen.

Manchen ist das Wort „Genosse“ nur vertraut aus dem Sprachgebrauch der Gewerkschaften oder linker politischer Parteien mit sozialistischer oder sozialdemokratischer Tradition.

Im biblischen Denken und Reden gibt es diesen Begriff aber schon seit eh und je. Und im engeren Sinne ist er im 19. Und 20. Jahrhundert bezogen auf die Mitglieder einer Genossenschaft.

Genossenschaften sind freiwillige Zusammenschlüsse zur Produktion und zum Konsum von Gütern. Und da gibt und gab es ganz unterschiedliche Varianten. Im 19. Jahrhundert im Zeitalter der industriellen Revolution und der Verarmung und Verelendung von Millionen in der Industrie arbeitender Menschen waren es vor allem evangelische Sozialreformer, die die Form der Genossenschaft als freiwilligen Zusammenschluss, in dem das gemeinsam Erwirtschaftete auch miteinander geteilt und neu investiert wird, als mögliche Alternative zu einem wilden Kapitalismus auf der einen Seite und dem diktatorischen Kommunismus auf der anderen Seite.

Genossenschaften waren Betriebe oder ganze Dörfer, die ähnlich wie in Klöstern gemeinsam arbeiteten und teils auch ganz andere Lebensbereiche miteinander teilten. Übrigens war die berühmte Porzelanfabrik der Familie Rosenthal solch eine Produktionstätte mit genossenschaftlichen Charakter.

Wenn heute im Hebräischen von Chawer oder Chawera, also Genosse oder Genossin die Rede ist, dann ist da eigentlich das Mitglied eines Kibbuz die Rede.

Was ist das jetzt wieder werden sich manche fragen. Und Ihr merkt vielleicht, dass ich gerade mit Euch versuche, ein wenig in die Kultur Israels einzutauchen.

Ein Mitglied unserer Gemeinde hat das mal für ein Jahr tatsächlich ganz konkret als Chavera, als Genossin in einem Kibbuz in Israel getan. Renate Schütz – vor wenigen Jahren war sie aus unserer Gemeinde mit ihrem Mann Walter Schütz nach Altenkirchen weggezogen. Walter Schütz war in unserer Gemeinde in der Posaunenarbeit sehr engagiert, Renate Schütz war hier im Frauenkreis zuhause. Viele werden die beiden noch kennen. Schon kurz vor dem Umzug war Renate Schütz in bereits in frühen Jahren an Altzheimer erkrankt und lebt heute im Deutsch-Ordens-Wohnstift. Sie befindet sich im Endstadium der Krankheit und lebt, so wie es gesagt wurde, vielleicht auch nicht mehr lang.

Bei einem gemeinsamen Besuch mit ihrem Mann und Benjamin, einem ihrer Söhne erlebte ich eine bewegende Begegnung. Sie konnte sich kaum noch artikulieren. Aber als ihr Mann Walter z. B. davon erzählte, wie das war, als sie früher im Kibbuz in Israel ein freiwilliges soziales Jahr machte und daraus Freundschaften entstanden waren, lange, lange Zeit über viele Jahre gehalten haben, da leuchteten ihre Augen und man sah in ihrem Gesicht, wie ihr das alles lebendig vor Augen war. Sie freute sich und sagte ein zustimmendes eindeutiges „Ja“, als Walter meinte, dass das für sie eine schöne Sache und eine schöne Zeit gewesen sei.

Das hat mich sehr bewegt, wie dieses besondere Erleben trotz ihrer Demenz noch in ihrer Erinnerung so aufleuchtete und sie ganz erfüllte.

Ein Moment von Glückseeligkeit, der sich kaum in Worte fassen lässt.

Das muss für sie eine ganz besondere Zeit gewesen sein. Aber was ist ein Kibbuz? Ich bin Euch noch schuldig, das ein wenig zu erklären.

 

Ein Kibbuz ist nichts Anderes als eine Genossenschaft. Es gab in Israel zeitweise immerhin ganze 8 Prozent der Bevölkerung, die in einem Kibbuz arbeiteten und lebten. Heute sind es etwa nur noch 2 Prozent.

Eine Arbeits- und Lebensform, die bei uns als ein anderes Modell kaum noch irgendwo anzutreffen ist und gelebt wird. Auch in Israel hat sich da leider in den letzten Jahrzehnten sehr viel geändert. Aber die Kibbuz als freiwillige genossenschaftliche und gemeinschaftliche Zusammenschlüsse haben in Israel und außerhalb Israels nach wie vor ein gutes Image.

Die ersten Kibbuz gab es in Israel schon in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Da entstand eigentlich ursprünglich diese Bewegung. Es waren Juden, die sich nach jahrhundertelanger Entwurzelung und Verfolgungsgeschichte in Palästina neu angesiedelt haben, um dort endgültig Heimat zu finden. Die Idee des Kibbuz war eine genossenschaftliche Siedlung gleichberechtigter Mitglieder, in der es kein Privateigentum geben und das tägliche Leben kollektiv organisiert werden sollte. Es gibt und gab religiöse und nicht-religiöse Kibbuzim. Die jüdischen Feste feiern aber alle kräftig mit. Das Besondere dieser Siedlungen, die sogar richtig groß sein können und bis zu 3000 Bewohner umfassen können, ist der Geist der Solidarität und der Gemeinschaft. Mit Kolchosen wie im realen Sozialismus ist das allerdings nicht vergleichbar, da sie nicht staatlich organsiert sind, sondern auf Freiwilligkeit basieren.

Im Laufe der Zeit haben sich die Strukturen in den Kibbuzim geändert .  Aber als Charakteristika, die vor allem in der Anfangszeit kennzeichnend waren, gelten: Entscheidungen wurden in der Mitgliederversammlung basisdemokratisch getroffen. Die einzelnen Chawerim besaßen kein Eigentum, sondern sie brachten ihre Arbeitsleistung unentgeltlich für das Kollektiv ein. Im Gegenzug stellte der Kibbuz Wohnung, Kleidung, Verpflegung und medizinische Versorgung zur Verfügung. Die Gleichberechtigung umfasste auch eine Rotation in allen wichtigen Ämtern und bei der Besetzung der Arbeitsplätze. Kibbuzim haben eigene Kinderhäuser, in denen die Kinder schon sehr früh im Krabbelalter zusammen kommen. Vieles hat sich in den Kibbuzim von damals bis heute geändert, gerade was das Verhältnis von Privateigentum und Gemeinschaftseigentum und unterschiedliche Bezahlung betrifft. Aber der Grundgedanke des genossenschaftlichen Prinzips, des gemeinschaftlichen Wirkens und Wirtschaftens und des gemeinschaftlichen Teilens ist nach wie vor lebendig und war es vor allem in der Zeit als Renate Schütz dort war. Das muss irgendwann in den sechziger, siebziger oder achtziger Jahren gewesen sein.

In einem Kibbuz wird nicht nur gemeinsam gearbeitet, sondern auch unmittelbar gemeinsam geweint, gelacht, getanzt. Also genau das, was unsere Gesellschaft, die sich hinter Bildschirmen einrichtet, droht zunehmend zu verlernen und im Augenblick coronabedingt das Teilen des unmittelbaren gemeinschaftlichen Lebens ohnehin erschwert wird.

Bevor ich nun langsam die Kurve bekomme zum für den heutigen Sonntag eigentlich vorgesehenen Predigttext, hören wir Musik von Sibille Rauscher und Klaus Gerling, wie sie in Israel, insbesondere in einem Kibbuz begegnen kann, wo da gerade zu einem jüdischen religiösen Fest ganz ausgelassen gefeiert oder feste getanzt wird.

Musik

Klänge, die uns ein wenig in eine andere Welt entführt haben.

Ja, die Juden waren immer anders als die Christen. Und ihr Anderssein wurde ihnen im Verlauf ihrer Geschichte zum Verhängnis. Dazu hat nicht nur beigetragen, dass man sie als Christusmörder bezeichnet hat, obwohl es sich beim Kreuzigungstod um eine römische Todesstrafe gehalten hat, sondern auch eine bestimmte theologische Lesart ihres Gesetzesverständnisses. Die haben ihre 1000 Gesetze und sind alle so strenge Gesetzeshalter und wir, wir müssen uns da nicht dran orientieren, sondern haben nur den Glauben und die Gnade. Daran ist der Apostel Paulus nicht ganz unschuldig, für den das  als jüdischer Christusanhänger und zuvor ehemaliger Jude eine große Entdeckung war, dass wir uns bei Gott keinen Platz im Himmel sichern können durch das Halten der Gesetze und Gebote, sondern auf die Gnade Gottes angewiesen bleiben und unser Vertrauen nur auf diese Gnade setzen können.

Durch die jahrhundertelange Abgrenzung zum Judentum und entsprechende Verkündigung in den Kirchen und das geschaffene Zerrbild, ist Gesetz und Gebot in ein negatives Licht geraten. Wir sehen darin nur Last und wenig Lust. Wir verbinden es nur mit Verboten und Auflagen und Unfreiheit und halten auch ganz vieles davon für überflüssig.

Für Juden ist das anders, jedenfalls für gläubige Juden. Sie sehen in den Geboten und Gesetzen nicht nur Last, sondern vor allem Lust. Und darüber sollten wir als Christen mal intensiv ins Nachdenken kommen. Wie heißt das noch so schön in Psalm 1? „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt nach über seinem Gesetz Tag und Nacht!“ Was so oft so unglücklich mit „Gesetz“ oder „Gebot“ im deutschen übersetzt wird, heißt im Hebräischen „Weisung“. Die Thora ist nicht einfach Gesetzessammlung, sondern Weisung – Lebensweisung. Das weist auf ein ganz positives Verständnis, wenn es um das Einhalten der gebotenen Gesetze geht. Und das wurde vorhin auch in der alttestamentlichen Lesung deutlich. Für Juden ist das Halten an die Lebensweisung, das Halten der Gebote Antwort auf Gottes befreiendes Handeln in der eigenen Geschichte. Der, der aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hat, will auch, dass im neuen Land keiner den Anderen knechtet. Und darum müssen die Gebote beachtet werden, im wahrsten Sinne des Wortes ans Herz gelegt werden, an Arm, Kopf und Türpfosten, damit sie allgegenwärtig sind. Da kann man dann nicht so schnell wie bei uns vergessen, dass Eigentum auch verpflichtet oder dass der Fremdling nicht bedrückt werden soll, oder dass alle den Ruhetag haben sollen zum Schutz aller, also auch der im Einzelhandel Tätigen und nicht nur derer, die meinen, sie müssen rundum konsumieren.

Es ist eine Lust, Gottes Gebote und Gesetze zu achten. Eines meiner größten Aha-Erlebnisse war, als unser Professor für Hebräisch und Altes Testament Dieter Vetter uns einmal ein Lied präsentierte: Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Obwohl für die Christen das Gesetz angeblich nicht so massgeblich, laufen viele von ihnen ständig mit so einem negativen Sündergefühl herum. Die müssten doch viel befreiter sein. Wir reden doch davon, dass Christus uns erlöst hat. Und die Juden? Die wirken mit ihren vielen Gesetzen ganz freudig. Da wird beim jüdischen Fest ein Volklied gesungen, das uns damals Dieter Vetter beibrachte. Das will ich Euch mal vormachen: „Sissu vissimchu  besim chad Thora utnu kawod la Thora“. Übersetzt heißt das: „Freut Euch an der Freude der Thora, also der Weisung oder der Gesetze. „Freut auch an der Freude der Thora und gebt der Thora die Erde“ – so ist der Text des Liedes, ganz im Sinne von Psalm 1. Und das geht so:

„Sissu vissimchu…“ (Pfarrer Wenzel singt und tanzt vor)

Da sind die Juden schon mal ganz aus dem Häuschen und da wird ordentlich getanzt. Das ist eine ganz andere Art, Gott nahe zu kommen und den Glauben überzeugend und fröhlich zu leben. Da glaubt man, dass der Glaube und auch die Gebote Lebenshilfe sind, wo sie die Menschen zum Tanzen bringen.

Wenden wir uns nun dem Predigttext zu. Fern und schwer zugänglich erscheinen einem die Gedanken dort zunächst. Aber so schwer ist das alles eigentlich gar nicht zu verstehen, was Paulus da versucht, in Worte zu fassen. Ich lese den Text und Ihr könnt ihn innerlich mitlesen, bevor wir dann noch mal etwas Musik hören: „

Römerbrief, Kapitel 11, Verse 25 bis 32:

 

25 Ich will euch, Brüder und Schwestern, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verhärtung ist einem Teil Israels (nach anderer Übersetzung: „ist Israel für eine gewisse Zeit“, D.K.) widerfahren, bis die volle Zahl der Heiden hinzugekommen ist.

 

26 Und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): „Es wird kommen aus Zion der Erlöser; der wird abwenden alle Gottlosigkeit von Jakob. 27 Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.“

 

28 Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.

29 Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.

 

30 Denn wie ihr einst Gott ungehorsam gewesen seid, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt wegen ihres Ungehorsams, 31 so sind auch jene jetzt ungehorsam geworden wegen der Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie Barmherzigkeit erlangen. 32 Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme. „Ich will euch, Brüder und Schwestern, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet.“

 

Musik

 

Renate Schütz hatte in Israel im Kibbuz lebendiges Judentum erleben können, auch was die Ernstnahme der Gebote Gottes und die Freude an ihrer Umsetzung betrifft, gerade im ganz konkreten Kontext des Kibbuz. Und aus meiner Sicht leidet der jüdisch-christliche Dialog in Deutschland genau daran: an der mangelnden Begegnung mit gläubigen Juden und jüdischem Leben. Da wirkt der Völkermord an den Juden noch tragisch nach. Wo alles ausgelöscht wurde, kann nicht viel leben.

Anders als die meisten von uns hatte auch Paulus, ähnlich wie Renate Schütz, leibhaftige Begegnungen mit Juden und Judentum. Allerdings war es eine andere Zeit. Die ersten Christen waren soetwas wie eine innerjüdische Sekte, eine Abspaltung. Paulus selbst war Jude, der sich Christus angeschlossen hatte. Er war ihm allerdings nie begegnet, als Jesus noch lebte. Er kam erst hinterher dazu genauso wie auch die ersten Heiden, also –Nicht-Juden langsam dazu kamen, die zuvor noch nie was vom Gott Israels gehört haben und schon mal gar nicht von diesem Jesus Christus.

Wie verhält es sich nun mit Juden und Christen? Der größte Teil der Juden damals hatte Jesus als Christus, also als Messias nicht anerkannt und abgelehnt. Und für Paulus stellt sich da die Frage, wie damit umzugehen ist. Er fragt sich: „Warum sind sie so halsstarrig, also so verstockt, wie er es nennt, so verschlossen? Und wie passt das damit zusammen, dass Gott dieses Volk erwählt hat?

Was ist die Konsequenz aus alledem: Sind die Juden etwa verloren? Oder muss man sie mit aggressiverer Mission oder gar mit Gewalt für Christus gewinnen? „Weder noch“, ist die Antwort des Paulus. Er sagt, dass sich Gottes Geist seinen ganz eigenen Weg suchen wird, zu seinem Ziel zu kommen. Seine liebevolle Zuwendung, seine Gnade, wie wir das auch nennen, ist da weder den einen noch den Anderen vorenthalten, weder den Christen, noch den Juden. Vielmehr arbeitet Gott auf Umwegen an seinem Ziel könnte man sagen und der Weg, auf dem die Juden gehen und ihnen diese Gnade zu Teil wird ist ein anderer als der weg, den die Christen gehen und ihnen die Gnade schließlich zuteil wird. Paulus warnt sowohl im ersten Vers als auch im letzten Vers des Abschnitts ausdrücklich vor christlicher Überheblichkeit „Haltet Euch nicht für klug!“ sagt er. Er redet vom Ungehorsam und beschreibt damit, dass wir alle eigentlich gleich entfernt von Gott sind. Sowohl die Christen als auch die Juden haben Defizite, haben Zeiten und Punkte, wo sie ungehorsam sind, nicht auf Gott hören. Das eint übrigens auch Evangelische und Katholische. Vor einigen Jahren gab es ja mal ein Papier von der römischen Glaubenskongregation, das das Gegenteil behaupte hatte und die Evangelischen Kirchen als defizitär bezeichnet hatte im Gegensatz zur Katholischen Kirche. Das ist die Überheblichkeit von der Paulus hier spricht. Wir verfügen weder über die Urteilskraft Gottes noch über seinen Geist, noch über seine Gnade. Und diese Demut ist das Erste, was wir einüben sollten, wenn wir meinen, Gott auf dem von uns eingeschlagenen Weg folgen zu wollen.  Alles andere erledigt die Gnade Gottes von selbst. So wie bei mir. Ich bin in einer Gemeinde in Duisburg-Rheinhausen, deren Pfarrer bei den übrigen Gemeinden in Rheinhausen den Ruf hatten, dass sie etwas hinter dem Mond leben würden.

Eines Tages machte ich mit etwa 20 Jahren bei der Vorbereitung einer Osternacht dort in einer anderen Gemeinde bei einem anderen Pfarrer mit. Der war ganz angetan von meinen kreativen Einfällen und guten Ideen zur Gestaltung und als er hörte, aus welcher Gemeinde ich komme, sagte er ganz erstaunt: „Ach, auch da wachsen doch manchmal Früchte an faulen Bäumen. Gottes Gnade sucht sich seine Wege“ Genauso ist es. Wir säen und wir streuen, aber es ist ein Anderer, der für das Gedeihen sorgt und zum Ziel führt.

Das Gesetz halten, die Gebote achten und wenn es bis ins Detail ist gerade bei orthodoxen Juden jüdische Frömmigkeitspraxis. Die Gebote geben dem Menschen Verantwortung in die Hand. Er soll sich als so etwas wie ein Gegenüber zu Gott verstehen, das eigenverantwortlich handelt.

Das ist ein wichtiger Gedanke, dass wir Mitgestaltende unserer Welt und unseres Schicksals sind und uns die Gebote dazu verhelfen. „Ich weiß, dass ich die Thora, die Gebote, die Weisungen nicht alle erfüllen kann, aber es hindert mich nicht daran, die Gebote zu befolgen“, sagt ein frommer Jude.

Ich schließe mit einem jüdischen Witz, der besonders diese Eigenverantwortlichkeit hervorhebt, von der auch wir als Christen uns durchaus anstecken lassen dürfen.

Janki richtet jeden Tag dieselbe Bitte an den lieben Gott: «Bitte, lass mich in der Lotterie gewinnen! Bitte, lass mich in der Lotterie gewinnen!» Als er diesen Wunsch wieder einmal besonders inbrünstig wiederholt, öffnen sich die Himmel, und die Stimme Gottes antwortet: «Janki, gib mir eine Chance! Kauf dir endlich mal ein Los!» Amen!

 

Überleitung zum Lied:

 

Lied: „Freunde, dass der Mandelzweig“