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Gedanken zur Tageslosung – Dienstag 24. März 2020

“Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.”
Psalm 145,17

“Darum lassen auch wir nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht.”
Kolosser 1,9

Menschen fragen in diesen Tagen viel nach der Gerechtigkeit Gottes angesichts des Leids in der Welt – berechtigtes Fragen. Aber man darf und muss auch in die umgekehrte Richtung fragen – nach der Gerechtigkeit der Menschen. Wo ist die im Angesicht des Leids? Sind Hamsterkäufe gerecht, bei denen Menschen nur an sich selbst und ihr eigenes Überleben denken? Sind Diebstähle von Desinfektionsmitteln und Masken gerecht? Und überhaupt: ist es gerecht, dass die Welt bis zum Letzten ausgebeutet wird, auf Kosten der Armen und Hungernden und des Ökosystems? Dass die Welt aus den Fugen geraten ist (und damit meine ich mal nicht Corona), dürften wir uns selbst und denen, die wir dazu ermächtigt haben, verdanken. Und an einem entscheidenden Punkt unterscheidet sich menschliche Gerechtigkeit von der göttlichen. Menschliche Gerechtigkeit kennt keine Gnade wie die göttliche. Wenn einer einen Fehler gemacht hat, dann wird er öffentlich in den Medien so lang an den Pranger gestellt und verurteilt, bis seine Existenz völlig vernichtet ist. Im Schuld Suchen und Schuld Verteilen sind wir gut. Das ist bei Gott anders. Er sieht nicht zu, wie unsere Welt an ihrer eigenen Ungerechtigkeit und ihrer eigenen Gnadenlosigkeit zugrunde geht. Würde er es tun, da würde er die Welt sich selbst überlassen und uns unserem eigenen Schicksal, ob mit oder ohne Corona. Als Christen leben wir aus der Hoffnung, dass der Mensch das Schicksal wenden kann, umkehren kann, sich besinnen kann und die Kraft dazu erhält, indem er sich zu Gott hinwendet, im Gebet, im Geist, in Zeichen menschlicher Solidarität. Und die Gnade Gottes ist, dass er uns das alles trotz allem gibt.

Euer Pfarrer Dr. Gerhard Wenzel