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Ein Jahr voller Liebe – die Jahreslosung 2024

1.Kor. 16,14 „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Liebe Menschen da draußen,
Was ist Liebe?

Der Duden definiert: „… starkes Gefühl des Hingezogenseins …“ Der Philosoph Platon hielt Liebe dagegen für eine „schwerwiegende Geisteskrankheit“.

Wenn neutestamentlich von Liebe die Rede ist, denken alle an die Worte des Paulus im sog. „Hohelied der Liebe“ , ca. 53 nach Christus an die Christen in der florierenden Hafenstadt Korinth gerichtet – eine Gemeinde, die er wenige Jahre zuvor selbst gegründet hatte. Dort ging es inzwischen nicht mehr so liebevoll zu – es gab jede Menge Spannungen zwischen religiös andersdenkenden und anderspraktizierenden Richtungen.  Unsere Jahreslosung leitet  Mahnungen am Briefende ein und könnte wie eine Zusammenfassung des Hoheliedes verstanden werden.

Spielarten der Liebe
Aber welche Art von Liebe, was genau meint Paulus denn eigentlich?  Die griechische Sprache kennt 4x Liebe: éros, die erotische Liebe, das Sehnen und Verlangen; storgé, die familiäre Liebe, die Eltern ihren Kindern gegenüber empfinden und umgekehrt; philía, die freundschaftlich zugewandte Liebe; und (wie bei Paulus) agápe, die gottgeschenkte, alles umfassende Liebe.

Agape kommt aus der Tradition des miteinander geteilten Essens und bedeutet (wie Dorothee Sölle es formuliert): „Sklavinnen und Herren, Färberinnen, die den Gestank der Tierhäute nicht los wurden, und Geschäftsinhaber, jüdische und griechische Menschen, Ortsansässige und Fremdlinge teilten miteinander, was sie zu essen hatten, in der Feier des Glaubens.“ Begründet wird diese Miteinander mit der alles umfassenden Liebe, die aus Gottes Liebe zu uns erwächst. Diese „ …bejaht den anderen bedingungslos, das heißt, sie sieht ab von seinen edleren oder niedrigeren, angenehmen oder unangenehmen Eigenschaften. Die Agape vereint den Liebenden und den Geliebten um des Bildes willen, das Gott von beiden in ihrer Vollendung hat.“ (Paul Tillich). Die Liebe, die Paulus meint, sieht also den anderen Menschen so, wie Gott ihn sich gedacht hat. Man liebt nicht, weil ein Mensch besonders gutaussehend, sympatisch oder liebenswert wäre, sondern weil er ein von Gott geliebtes und zur Liebe geschaffenes Geschöpf ist.

Liebe als Lebenshaltung
Es geht also darum, die Liebe als Lebenshaltung zu verstehen, als Motivation für alles, was wir tun. Die Jahreslosung ermutigt uns, aus der Liebe heraus in Liebe zu leben – auf Grundlage und als Konsequenz unseres Glaubens.

Das Bild
Stefanie Bahlinger hat das Motiv zur Jahreslosung gestaltet (siehe Titelseite). In warmen Rottönen werden unsere Augen zu farbigen Tupfen gelockt, die irgendwie aus der Schnittmenge zweier Kreise herausscheinen und vielleicht sagen wollen: Liebe ist bunt und vielfältig, einmal mehr anders sogar als wir uns das vorstellen können und vielleicht selbst leben.
Nicht das weltweit gültige Symbol für die Liebe, das Herz- sichtbar durch zwei rote Halbkreise – sondern die Schnittmenge, die das Symbol des Ichhtys – oder Fisches – Geheimzeichens der ersten Christinnen und Christen ist, bildet das Zentrum.
Steht also Jesus Christus im Zentrum, muss ich an den Mittelpunkt seiner Theologie, das „Doppelgebot der Liebe“ denken – wir sollen Gott lieben und unsere/n Nächsten wie uns selbst. Eigentlich also „Liebe hoch 3“.
So sehe ich die Jahreslosung als eine Einladung,  auf eine liebevolle Balance zu achten. Balance, Liebe zu geben und Liebe zu empfangen. In einem Gebet heißt es:  „Gott gebe mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“
Ich würde mit Jesus und Paulus ergänzen: und genug Liebe für Gott, meinen Nächsten und mich selbst. Ihnen allen: ein liebevolles 2024!!

Ihre Pfarrerin Andrea Stangenberg-Wingerning