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Gedanken zur Tageslosung, Dienstag 02.06.2020

Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN.
1.Samuel 2,1

Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.
1.Petrus 1,8

Schon zwei mal haben wir in unserer Gemeinde jetzt in den Corona-Zeiten draußen auf dem Kirchvorplatz Gottesdienst gefeiert und eine gute Erfahrung damit gemacht. Es ist eine fröhlichere Atmosphäre. Natürlich ist soetwas auch von der Gestaltung und den Inhalten einer Predigt abhängig  aber allein dadurch, dass wir singen konnten und die Vögel mit uns sangen, war er fröhlicher. Singen können wir zur Zeit Corona bedingt nicht in der Kirche und ich merke, wie es mir und uns allen fehlt. Gesang trägt und Gesang kann das Herz fest und fröhlich machen. Eine Predigt kann das hin und wieder auch leisten, aber das gemeinsame Singen ist schon etwas Besonderes. Der Gemeindegesang in den Gottesdiensten wurde ja erst, wie viele gar nicht wissen, durch die Evangelische Kirche damals in der Reformationszeit eingeführt. Vorher gab es ihn nicht. Ich bin dankbar für diese Errungenschaft. Sie macht mir zwei Dinge deutlich. Das eine ist: „Aus dem Ich wird im Gemeindegesang ein Wir“  – so hatte es Vida Maleki, eine Iranerin, die hier bei uns als Erwachsene getauft wurde und zuvor Muslima war und seitdem über viele Jahre unserer Gemeinde angehörte, einmal in einem Artikel über ihr Erleben unserer Evangelischen Kirche geschrieben. Das Andere ist: Lieder geben Kraft und können das Herz fröhlich machen. Immer wieder merke ich, wie mich eine Liedzeile oder eine bestimmte Melodie besonders berührt und wie gerade das gemeinsame Singen eine gemeinsame Vergewisserung und Erinnerung einer anderen Wirklichkeit ist – neben der, die uns unmittelbar vor Augen ist. Die Lieder zeugen von der Gegenwart Gottes auf besondere Art. Ja, sie sind Zeugen der Wirklichkeit Gottes und ich bin davon überzeugt, dass Gott sich uns nicht nur in Christus offenbart, sondern tatsächlich auch in der Musik.

Auf diese Weise bringt sie uns Gott und auch Christus nahe, obwohl der für andere einfach nur tot ist. Ein fröhliches Herz und ein fröhliches Gemüt als Christenmenschen zu haben steht uns besser an als Griesgrämigkeit oder so zu wirken als würden wir das Leiden Christi verkörpern. Der, der uns durch Lieder und Predigt und Bibellektüre so ganz nahe kommt, verändert uns. Und das ist eben Grund zur Freude und nicht zum Trübsinn. Er erlöst uns und gegen die Totalität unserer erlebten Wirklichkeit zaubert er die Gegenwart Gottes in unser Herz und macht uns damit offen für eine andere Wirklichkeit. Wir bekommen einen anderen, befreiten Horizont. Das macht mich fröhlich. Und das will ich auch bleiben – auch in Corona-Zeiten. (Pfarrer Dr. Gerhard Wenzel)