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Gedanken zur Tageslosung Montag 04. Mai

Die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
Psalm 107,3.8
Der Knecht im Gleichnis sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.
Lukas 14,22-23

Liebe Christenmenschen,
Losung und Lehrtext des heutigen Tages sprechen von „den Vielen“, die von Gott zusammengebracht werden, die er versammelt unter sein Wort und in seinem Dank und Lobpreis, und die eingeladen sind, an einen Tisch, sich zu stärken und fröhlich zu feiern.
Das steht in krassem Widerspruch zu dem vielleicht am Wochenende Erlebten:
– Der Nachricht, dass Kirchen wieder geöffnet haben
– Dem Erleben, bei Ihrer Kirche vor geschlossener Tür gestanden zu haben
– Dem staunenden Erfahren: Manche Kirchen geben „Platzkarten“ zum Gottesdienst aus, die man ggfs. sogar noch vorbestellen muss
– Kirchenbesuch erfordert ein strenges Reglement
Ich frage mich: Werden sich überhaupt „die Vielen” wieder versammeln lassen und fröhlich treffen zu Dank und Lob, zu Gebet und – sehr verändertem – Miteinander?
In der Gemeinde bin ich derzeit viel unterwegs bei unseren Älteren, klingle mal an, spreche ein gutes Wort mit denen, die ich sonst nicht mehr sehe, bringe eine Kleinigkeit mit, die vielleicht Freude macht. Und wenn ich dann ein persönliches Gespräch – natürlich mit Abstand und Maske – führe, höre ich häufig: „Also Frau Pfarrerin, ich komme erst mal nicht mehr in die Kirche. Manche sagen auch: Wir verabreden uns zum Gebet per Telefon oder zum gemeinsamen Fernsehgottesdienst-Schauen.
So erwarte ich – leider – nicht, dass sich unsere Kirchen schlagartig wieder füllen, wenn wir alle Zugangsvoraussetzungen erfüllt haben und sie öffnen können. Wenn uns unsere (sozusagen treueste) Klientel gerade wegbricht und fehlt – wem fehlt dann die Einladung, gemeinsam und mit Vielen Gott zu loben und zu preisen und Gemeinde zu sein?
Losung und Lehrtext sind an einem Punkte konträr: Während der Psalm erzählt, dass Gott die Menschen versammelt und zusammenbringt, wird im Lukasevangelium mehr als deutlich gesagt, dass es die Aufgabe des Knechtes ist, die Menschen hereinzuholen. Doch das Bild vom „vollen Haus“, in dem sie alle versammelt sind in all ihrer Verschiedenheit und Herkunft, verbindet die beiden Bibeltexte.
Die Aufgabe, einzuladen und Raum zu schaffen für Gemeinschaft, Gebet und Gottes Wort, nehme ich sehr ernst. Was mir – wie Vielen – gerade fehlt, ist das unbeschwerte und fröhliche miteinander Feiern und Gemeinde Sein. Ich möchte mich nicht entmutigen lassen und gemeinsam mit anderen – ja auch mit Ihnen und mit Dir (!) – in diesen Zeiten Gott zu loben und ihm zu danken, Formen der Gemeinschaft und des Miteinanders finden, und an einer schützenden, aber genauso offenen und toleranten Kirche bauen. Bauen Sie mit?
Ihre/ Eure Pfarrerin Andrea Stangenberg-Wingerning